Studieren, Kellnern und plötzlich Corona

Es ist Dienstag, der 07. April 2020 und es ist 13:03 Uhr. Ich sitze in der Hochschule und lausche der Stimme des Professors. Das Thema ist die europäische Wirtschafts- und Währungsunion. Von draußen hört man lachende Kinder, das Gezwitscher von Vögeln und die Sonne scheint in den Saal, wie im Hochsommer. Was würde ich nur dafür geben, jetzt da draußen sein zu können, um die Sonne zu genießen?! Das Semester hat vor einer Woche angefangen und ich … Nein. Das Semester hat noch gar nicht angefangen! Zumindest gibt es derzeit keine Vorlesungen. Kein Professor, der sich vor seinen Kurs stellt und keine Räume voll mit Studenten. Eigentlich gibt es sonst auch keine anderen Ansammlungen von Menschen. Nirgends auf der Welt. Wie kann das sein? Wir als Menschen, die so angewiesen sind auf unseren sozialen Umkreis, haben in diesen Zeiten keinen Kontakt mehr zur Außenwelt. Wir sind gefangen in unseren eigenen Vier-Wänden und man wird sogar von der Exekutive bestraft, wenn man sich mit mehr als zwei Personen in der Öffentlichkeit verabredet. Was musste geschehen, um uns Menschen so etwas anzutun?

Alles wirkt, wie in einem Katastrophenfilm, wenn man sich bewusst wird, dass der Auslöser hierfür ein Virus ist. Entdeckt in China und ausgebreitet auf fast der ganzen Welt. Die Medien schreien nur davon und alle Menschen erleben eine Zeit, die später noch in den Geschichtsbüchern stehen wird. Der Virus hat bei fast allen Menschen eine Auswirkung auf den Alltag. So auch bei mir.

Statt meiner eigentlichen Vorlesung zu horchen, sitze ich in der Sonne und verfasse diese Zeilen. Das Virus hat meinen Alltag und auch mich verändert.

Meine Vorlesungen werden voraussichtlich erst nächsten Monat anfangen. Für die Überbrückungszeit haben wir Unterlagen erhalten, die wir bis dato studieren sollen. Ich weiß nicht warum, aber ich mache dadurch mehr fürs Studium als vorher. Ich suche mir ein eigenes Tempo aus und setze mich nur dran, wenn ich auch wirklich motiviert bin. In einer Vorlesung zu sitzen, hält einen manchmal auf. Manche Themen werden detaillierter besprochen und manche nicht. Das ist jedoch nicht mit den Fähigkeiten jedes Einzelnen verknüpft, sondern abhängig vom Professor.

Abgesehen von meinem Studium, spüre ich die aktuelle Krise auch in meinem Nebenjob. Ich habe mit 16 angefangen zu kellnern und seitdem nebenbei nichts anderes mehr getan. Kellnern ist wie eine Art Hobby und Ablenkung für mich geworden. Wenn ich damit beschäftigt bin, dass es meinen Gästen gut geht, vergesse ich meinen alltäglichen Stress und mein Kopf denkt an nichts anderes. Es macht mir eine Menge Spaß den Menschen, die ich bedienen darf, einen schönen Aufenthalt zu ermöglichen. Das wird jetzt leider für eine unbestimmte Zeit nicht mehr möglich sein. Aufgrund der Pandemie fehlen den Gastronomen die Gäste und mir somit mein Nebenjob. Da ich eigentlich auf diesen Job angewiesen bin und damit auch von Monat zu Monat über die Runden komme, wird das noch finanzielle Auswirkungen auf mich haben. Um dem vorzubeugen, bin ich derzeit in Kontakt mit der Personalleitung, die versuchen wird, mich in die Produktion oder ins Lager zu versetzen. Mal schauen, was sich da noch ergeben wird.

Durch die Veränderungen in meinem Alltag als Studentin und Kellnerin, habe ich jetzt aber auch die Möglichkeit bekommen, mich mehr mit mir selbst zu beschäftigen. Ich hasse es nichts zu tun. Immer, wenn ich die Zeit habe, möchte ich diese mit irgendwas füllen und kann auch abends nicht einschlafen, wenn ich am Tag nichts Produktives gemacht habe. Also habe ich mir selbst Aufgaben gestellt, die ich während der Krise und auch danach zur Gewohnheit machen möchte. Dazu zählt beispielsweise Sport. Ich bin wahrscheinlich der unsportlichste Mensch auf der ganzen Welt. Vor einer Woche habe ich eine 30-Tage-Challenge begonnen, bei der ich jeden Tag 10-15 min Kraftübungen machen muss. An Tag 1 kämpfte ich noch mit einer einzigen Liegestütze und schaffe mittlerweile sogar schon 5! Manche von euch lachen mich jetzt bestimmt aus, aber für mich ist das ein großer Erfolg und ich habe natürlich vor, noch viel mehr Liegestützen zu schaffen. Ich erhoffe mir dadurch eine Gewohnheit und wünsche mir, dass ich nach den 30 Tagen fit genug bin, um weiter machen zu wollen.

Natürlich gehe ich auch immer noch meinen Hobbys nach wie singen, Klavier spielen und lesen. Dennoch verspürte ich den Drang danach, mein Leben mit noch mehr Neuem zu bereichern. Du befindest dich gerade mittendrin! Mein Blog. Ich habe mich dazu entschieden, mein Wissen und meine Interessen zu erweitern und möchte diese mit meinen Mitmenschen teilen. Zwar ist einen Blog zu schreiben nicht vergleichbar mit kellnern, aber ich merke, dass mir das Schreiben guttut und mich zur Zeit sehr erfüllt.

Niemand weiß derzeit, wie lange wir uns das mit der Ausgangssperre und dem Kontaktverbot noch antun müssen. Einen Monat? Nein, das wäre wahrscheinlich nicht möglich, ohne das Gesundheitssystem zu überfordern. Ein oder zwei Jahre? Das wäre eine lange Zeit und wenn man China heute sieht, fragt man sich, wie das bei denen so schnell schwinden und vergleichbar zu Europa die Todesrate so niedrig sein konnte.

Ich hoffe dennoch, dass wir das Beste daraus machen und uns auch in schweren Zeiten gegenseitig unterstützen.

Ich wünsche dir einen schönen Tag und bleib gesund.

In Liebe, Dilara.

Inspiriert wurde ich durch die Blogparade von Petra! Sie erzählt in ihrem Beitrag über die Zeiten von Corona und wie das Virus immer näher kam. Lest euch auch gerne ihren Beitrag durch! Es lohnt sich 😉

Mit meinem Beitrag nehme ich hiermit an ihrer Blogparade teil.

6 Kommentare zu „Studieren, Kellnern und plötzlich Corona

  1. Von einer auf fünf Liegestütze ist doch schon was. Wenn jemand lacht, hat er/sie null Ahnung.
    Corona beeinflusst uns alle ziemlich. Wir hier unten in Bayern mit der Ausgangsbeschränkung sind auch noch mehr „eingekerkert“.
    Ich musste lesen, dass allein in Berlin die häusliche Gewalt um mehr als 10% gestiegen ist… Das sind auch Nebenwirkungen von Corona…

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    1. Danke dir ;D Ich hoffe, dass das mit den Liegestützen noch etwas besser wird 😉

      An der gestiegen Rate der häuslichen Gewalt sieht man, dass wir normalerweise viel zu wenig Zeit mit den Menschen aus unserem Haushalt verbringen. Wir kennen das Leben und den Stress draußen besser als unsere eigenen vier Wände. Das ist echt traurig und daran sollte man eigentlich langfristig etwas ändern.
      Ich hoffe jedoch, dass viele Menschen die Zeit nutzen, um sich selbst und seine Nächsten besser kennen zulernen.

      Vielen Dank für deinen Kommentar! Pass auf dich und deine Liebsten auf!

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      1. Das wird besser, keine Sorge 🙂 Ich schaffe auch schon mehr als 5 🙂

        Das Problem höre ich ja im Bekanntenkreis andauernd: Die Kinder krabbeln schon die Wände rauf. Durch die Beschränkung darfst ja nicht mal zum Nachbarskind zum Spielen. Geschweige denn innerhalb des Familienverbundes irgendwo hinfahren.
        Wenn man dann womöglich noch in zu kleinen Wohnungen auseinander hängt, ist diese „häusliche Gewalt“ schon vorprogrammiert. Viele können es unterdrücken aber genügend leider auch nicht.

        Wir passen auf 🙂
        Das wünsche ich dir ebenso.

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